Kirche im Wandel gesund leiten Teil II: Wandel emotional erleben

Ich schreibe nicht als Experte für Change-Management. Ich bin auch kein Psychologe, der die inneren Prozesse von Wandel wissenschaftlich erklären kann. Ich bin Pastor. Ich habe Wandel initiiert und durch Veränderung hindurchgeführt. Ich habe unter Wandel gelitten, Fortschritt erzielt und bin durch ihn gereift. Ich möchte euch nun an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

Teil I noch nicht gelesen? Kirche im Wandel gesund leiten Teil I: Verstehen warum Kirche sich wandeln muss


Spüren was Wandel emotional mit einem Leiter macht.

Das hört sich alles gut an. Aber nur weil eine Sache gut und richtig ist, heißt es nicht, dass sie sich auch gut anfühlt. Veränderung erzeugt positive Emotionen. Begeisterung, Befreiung, Hoffnung. Sie fühlt sich aber nicht nur gut an. Davon möchte ich jetzt reden.

Davor aber eine Ermutigung. Was ermöglichte den ersten Leitern diesen enormen Wandel anzugehen? Ihre Kraft für diesen Wandel fanden sie in zwei Konstanten: 1) Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben und 2) Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit. Daran wird sich nie etwas ändern. Diese Konstanten ermöglichen es auch uns mit dem umzugehen, was Wandel mit uns macht.

Wandel beunruhigt

Ich mag die Stelle, wo Jesus als 12-jähriger im Tempel ist und seine Eltern ihn wie verrückt suchen.

Nach drei Tagen endlich entdeckten sie ihn. Er saß im Tempel inmitten der Lehrer, hörte ihnen zu und stellte Fragen. … 48 Seine Eltern wussten nicht, was sie davon halten sollten. »Kind!«, sagte seine Mutter zu ihm. »Wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich waren in schrecklicher Sorge. Wir haben dich überall gesucht.« 49 »Warum habt ihr mich gesucht?«, fragte er. »Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin.«

Die Bibel; Lukas 2,46-49

Hier verändert sich etwas. Der Sohn wird erwachsen und wächst immer mehr in seine Lebensaufgabe hinein. Maria wusste, dass ihr Sohn Jesus eine besondere, göttliche Aufgabe zu erfüllen hat. Und doch hat sie diese Veränderung sehr beunruhigt. Sie hat sich schreckliche Sorgen gemacht – würde ich auch, wenn ich mein Kind drei Tage lang suchen müsste. Und Jesus antwortet ganz gechillt. Ich tue nichts Unerwartetes. Ihr hättet euch doch denken können, dass ich hier bin. Ich erfülle nur, wozu mein Vater mich in diese Welt gesandt hat.

Genauso wissen wir, warum Gott seine Gemeinde in unsere Welt sendet. Und doch: wenn Gemeinden sich aufmachen Wandel zu durchlaufen, damit sie diesen Auftrag bedeutungsvoll erfüllen können, erleben sie das gleiche wie Maria und Joseph. Es wird beunruhigend. Unverständnis und Sorgen entstehen. Wandel beunruhigt.

Wir tun uns oft schwer, Wandel zu umarmen, weil das Neue ein Gefühl der Unsicherheit in uns auslöst. Das Bestehende ist erprobt. Das Bekannte, damit kennen wir uns aus. Aber wir haben unsere Zweifel, sind verunsichert und zögerlich, weil das Neue unbekannt, unerprobt und ganz anders ist. Da gibt es wenig Sicherheit und viel Chaos.

Seth Godin sagt dazu:

Am Anfang ist die neue Sache selten so gut, wie das Bisherige war. Aber wenn Du darauf wartest, bis die Alternative von Anfang an besser ist als der Status quo, wirst Du nie anfangen.

Seth Godin / Zitiert in On the Verge: A Journey Into the Apostolic Future of the Church (Exponential)

Es ist normal für Leiter, die sich auf den Wandel einlassen, sich im, wie ich es nenne, „Tunnel des Chaos“ wiederzufinden. Erst wenn wir durch diesen Tunnel hindurch sind, fangen wir an, die guten Früchte des Wandels mehr und mehr genießen zu können.

Vielleicht hast du dich ausgekannt wie man eine Gemeinde bis 100 Personen leitet. Jetzt bist du damit konfrontiert, dass Wachstum geschieht und du einen Wandel durchlebst von einer Gemeinde mit 100 zu einer Gemeinde, die in der Lage ist, 250 bis 300 Menschen zu integrieren. Das ist eine völlig andere Kiste.

Bisher bist du richtig gut darin geworden, einen genialen Gottesdienst pro Woche anzubieten. Um noch mehr Menschen zu erreichen, entscheidet ihr euch einen weiteren Gottesdienst anzubieten.

Ich habe mit einer Gemeindegründung angefangen. Dann haben wir eine zweite gestartet. Dann sind wir vor 10 Monaten von zwei auf fünf gegangen. Das ändert fast alles.

Um in diesen und ähnlichen Situationen voranzukommen bedarf es des Wandels. Wir verlassen das bisher Bekannte und begeben uns in den „Tunnel des Chaos“. Und das wirkt beunruhigend auf uns.

Bisher wussten wir wie der Gottesdienst funktioniert. Jetzt läuft es anders. Du kanntest dich mit Gemeindeleitungsvorgängen aus. Jetzt gibt es neue Leitungsstrukturen. Dabei läuft vieles nicht mehr so glatt. Wir befinden uns im Tunnel des Chaos.

Für mich hat das bedeutet, dass ich mich als Versager fühlte. Bisher war ich Pastor einer wachsenden Landgemeinde gewesen. Ich war Mitglied im Vorstand einer Gemeindebewegung. Ich hatte mein Gehalt nach Richtlinien. In meinem Neuland hatte ich nicht mal eine Gemeinde. Ich wusste wie man Gottesdienste feiert. Aber nun hatte ich keine Gemeinde mehr, mit der ich Gottesdienst feiern konnte. Früher hatte ich Termine. Jetzt hatte ich einen fast leeren Kalender. Bisher wusste ich, was zu tun ist. Jetzt fühlte es sich so an, als hätte ich keine Ahnung, was zu tun sei. Alle Strukturen und Verhaltensmuster, die mir bisher das Gefühl gegeben hatten, mich auszukennen oder jemand zu sein, waren nicht mehr da. Nun war alles weg und ich war gefühlt ein Versager, der sich auf eine unmögliche Idee eingelassen hatte und keine Ahnung hatte, wie diese verwirklicht werden sollte.

Es ist so ähnlich wie wenn du ein Haus gebaut hast. Ein schönes Haus. Dann merkst du, dass das Haus zu klein ist. Du fängst an die Idee von einem größeren Haus zu verwirklichen. Dabei müssen zum Teil bestehende Wände eingerissen werden. In dieser Phase entsteht das beunruhigende Gefühl: ich reiße Wände ein und vielleicht bricht dann das ganze Haus zusammen. Dann habe ich das bestehende Haus, das ich hatte, zerstört, ohne es geschafft zu haben, das neue vergrößerte Haus zu bauen.

Wir versuchen diese Beunruhigung abzumildern, indem wir einen Kompromiss zwischen Alt und Neu herstellen wollen. Wir behalten das Alte bei und fügen einfach ein bisschen von dem Neuen hinzu. Halbherzige Erneuerungsversuche gelingen jedoch nicht so gut.

Gott fordert uns deshalb heraus, uns ganz auf das Neue, das Kommende einzulassen, sprich, Wandel konsequent durchzuführen:

Denkt nicht an das Frühere, und auf das Vergangene achtet nicht! Siehe, ich wirke Neues!

Die Bibel; Jesaja 43, 18-19

Das Frühere war nicht schlecht. Das Vergangene hat zum Teil viel Segen hervorgebracht. Aber das Neue bedarf unserer ganzen Aufmerksamkeit. Das Frühere muss dem Neuen Raum geben, damit es sich entfalten kann. Wir können nicht auf der uns bekannten Seite des Tunnels bleiben und gleichzeitig auf der anderen Seite des Tunnels weitermachen. Wir müssen die bekannte Seite des Tunnels verlassen und durch den Tunnel des Chaos hindurchgehen, um auf der anderen Seite erfolgreich weiter machen zu können.

Ich erlebe dabei Panik: „Was ist, wenn es nicht so funktioniert, wie ich es mir gedacht habe?“ Dieses Gefühl ist nicht ein Gefühl, das ich nur einmal hatte. Es ist ein Gefühl, mit dem ich lerne zu leben. Wir haben vor etwas über sieben Jahren in Thüringen angefangen. Wir haben fünf Gemeindegründungen an den Start gebracht. Einiges läuft gut. Und einiges muss verändert werden. Unser Ziel sind ja nicht Gemeindegründungen. Unser Ziel sind Gemeinden. Das heißt eine Gemeindegründung an den Start zu bringen ist relativ einfach. Dafür zu sorgen, dass aus einer Gemeindegründung eine funktionierende Gemeinde wird, ist für mich nicht ganz so einfach. Damit die guten Anfänge sich gesund weiterentwickeln, müssen wir Dinge verändern.

Das sorgt bei mir für schlaflose Zeiten. Ich mache mir Sorgen, ob wir alle Standorte halten können. Ich frage mich, wie ich mit dem Personal umgehen soll, bei dem klarwird, dass es falsch positioniert ist. Und dann immer wieder der Druck.: Wo kommen die Finanzen her, damit wir in die nächste Entwicklungsphase kommen können? Wir erleben erste kleine Erfolge. Wir spüren, dass mehr Gutes drinsteckt und gleichzeitig ist dieser Veränderungsprozess oft beunruhigend. Bevor wir die guten Früchte des Wandels genießen können, müssen wir durch den Tunnel des Chaos hindurch.

Wandel ist nicht fair

Als ich vor fünf Jahren nach Thüringen kam, fand ich heraus, dass in zehn Jahren alle Leiter unserer Gemeinden bis auf eine Gemeinde in Rente gehen werden. Das heißt, nur um den Status Quo zu erhalten, brauchen wir neue Leiter in Thüringen. Um eine Veränderung in der geistlichen Statistik zu bewirken, brauchen wir eine noch größere Zahl an neuen Leitern.

Deshalb konzentriere ich meine Arbeit darauf, junge pastorale Führungskräfte fit zu machen, um in Ostdeutschland willkommen-heißende Kirchen zu starten, die unseren Mitmenschen Raum und Hilfe für eine persönliche Gottesbeziehung anbieten.

Bevor diese jungen Kräfte überhaupt geboren waren, habe ich bereits Gemeinde erneuert und mir dabei blaue Flecken geholt. Ich habe viel investiert über die Jahre, ich habe viele Opfer gebracht, ich habe mehr Narben. Ich sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen als die Jungen und auch eine größere Bühne haben als sie. Und doch geht es nicht um mich, es geht um die neuen, jungen Führungskräfte – das ist nicht fair. Wandel ist notwendig aber nicht fair.

Das macht etwas mit uns Leitern. Ich erzählte von meiner Absicht, meine Betonung auf die junge Generation von Leitern zu legen auf einem Leitertag in unserer Region. Später kommentierte eine Leiterin, die etwa in meinem Alter ist: „Es gibt ja auch noch die ältere Generation“.

Ich weiß, dass meine Generation und ich nicht überflüssig sind. Wir haben eine ganz wichtige Rolle zu erfüllen. Wir sind für die Zukunft unserer Region verantwortlich. Es liegt in unseren Händen, dass es in Ostdeutschland auch morgen funktionierende Gemeinden geben wird. Aber der Scheinwerfer ist nicht mehr so auf uns gerichtet. Ich bin nicht immer der, der auf der Bühne steht. Vielmehr baue ich eine Bühne auf, auf der andere stehen und leiten werden.

König Saul tat sich auch schwer mit diesem Wandel (1. Samuel 18,5ff). Er mochte es, wenn die Frauen sangen „Saul hat Tausende getötet.“ Nicht so glücklich war er als das Lied weiterging „… aber David Zehntausende!“ Saul war bereit David zu fördern, indem er ihn zum Heerführer machte, aber nur solange wie er selbst den größten Applaus bekam und der hellste Scheinwerfer auf ihn gerichtet war. Als Gott einen Wandel einleitete und einem anderen mehr Platz auf der Bühne einräumte, empfand Saul diesen Wandel als unfair.

Stell dir einen Kindergottesdienstleiter vor. Er hat den Kindergottesdienst gegründet. Über die letzten sieben Jahre hat er den Dienst von Null auf 50 Kinder gebracht. Die Gemeinde wächst weiter, nur der Kindergottesdienst stagniert. Familien wechseln in andere Gemeinden und irgendwie scheint es mit dem Kindergottesdienst zusammenzuhängen. Die Leitung stellt fest: Großartiges ist geleistet worden. Aber der jetzige Leiter wird nicht in der Lage sein, den Kindergottesdienst auf eine Größe von über 50 Kindern zu führen. Er hat so hart gearbeitet, seine persönlichen Finanzen, seine Zeit und noch viel mehr eingesetzt. Und jetzt möchte die Gemeindeleitung einem jüngeren Leiter diese Aufgabe übertragen, der noch gar nichts investiert hat, weil er anscheinend die Kompetenz und Begabung hat den Kindergottesdienst in die nächste Wachstumsphase zu führen. Das ist nicht fair.

Als junger Pastor habe ich eine vierzig Jahre alte Gemeinde übernommen und fing an diese zu erneuern. Unter anderem bedeutete dies, neuere Lieder zu singen, eine modernere Sprache zu verwenden und eine neue Uhrzeit für den Gottesdienst einzuführen. Ich war überzeugt von diesen Veränderungen. Aber es war nicht fair für die, die bereits viele Jahre dawaren. Sie mochten die bisherigen Lieder. Sie fühlten sich zum Teil angegriffen durch meine Sprache. Sie waren irritiert von den neuen Praktiken wie zum Beispiel, dass ich mit der Jugend Kegeln oder ins Kino ging. Am Ende eines Gottesdienstes rief ein Jugendlicher durch den Gemeinderaum hinweg zu einem anderen Jugendlichen: „Kommst du mit ins Kino?“ Die Antwort wurde durch den ganzen Raum zurückgerufen: „Was für ein Film kommt?“ Und damit wirklich auch jeder im Gemeinderaum es hören konnte wurde zurückgerufen: „Die nackte Kanone.“ Die bisherigen Glieder der Gemeinde hatten nichts bewusst falsch gemacht. Sie sangen gerne ihre Pfingstjubellieder. Sie hatten sich daran gewöhnt, um 14 Uhr Gottesdienst zu feiern. Für sie war es okay mit Hemd und Krawatte zum Gottesdienst zu erscheinen. Jetzt war ein junger Leiter da und er änderte die Lieder, die gesungen wurden, er änderte nicht nur die Form des Gottesdienstes, sondern auch die Uhrzeit. Und das alles mit ihren Ressourcen. Das fühlte sich für manche wie ein Verlust an. Es war nicht fair.

Vor etwas über fünf Jahren habe ich meine bisherige Gemeinde verlassen, um meine neue Herausforderung in Ostdeutschland anzutreten. Ich bin einen Prozess des Loslassens und Beendens gegangen. Meinem Empfinden nach haben wir diesen Prozess recht gut hinbekommen. Dennoch haben andere darunter gelitten. Da waren Menschen, die meinen Weggang als Verlust empfanden. Andere wurden sehr verunsichert, wie es nun mit ihrem Dienst weitergehen sollte.

Meine Frau ist meine Heldin. Sie hat diesen Wechsel nicht gesucht. Sie ist in dem Ort, in dem ich dreiundzwanzigeineinhalb Jahre lang Pastor war, geboren und aufgewachsen. Hier sind unsere beiden Kinder zur Welt gekommen, haben den Kindergarten und die Grundschule besucht. Meine Frau hat hier gearbeitet. Hier hatte sie ihre Freunde und ihre Gemeinde. Sie war an diesem Ort glücklich. Hier hat ihre Freundin durch sie zum Glauben gefunden. Dann kam ich. Ich lud sie in der Mittagspause zum Italiener ein. Ich sagte ihr, dass meine Zeit als Pastor in ihrem Heimatort zu Ende komme und wahrscheinlich in Thüringen weitergehen würde. Die Tränen liefen über ihre Wangen und ohne zu zögern sagte sie: „Ich bin dabei.“ Sofort war sie bereit unser Haus zu verkaufen, unsere sicheren Jobs aufzugeben und in eine völlig unsichere Zukunft einzusteigen. Sie ist die Heldin meiner Geschichte.

Der Wandel, den ich als Leiter durchlebe, hat zum Teil drastische Auswirkungen auf andere. Sie wurden jedoch nicht gefragt, ob sie diesen Wandel auch wollen. Sie wurden einfach damit konfrontiert und mussten damit klarkommen. Das war nicht fair. Manchmal müssen wir mit Wandel klarkommen, den wir selbst nicht gesucht haben.

Wandel ist notwendig, aber nicht fair. Um Wandel zu ermöglichen müssen Gewichtungen vorgenommen werden, Personalentscheidungen getroffen werden. Deine Veränderung verändert das Leben von anderen. Dabei kommt nicht jeder gleich gut weg und nicht jeder ist gleich glücklich mit der Veränderung. Obwohl die Kirche vom guten Wandel im Ganzen profitiert, fühlt es sich für manche nicht wie ein Gewinn an. Für manche bedeutet es Loslassen, Opfer und Trauer. Es fühlt sich einfach nicht fair an.

Wandel ist persönlich

Jeder Leiter, der Wandel um der Sache Christi Willen umarmt, wird wahrscheinlich einen recht hohen persönlichen Preis dafür bezahlen müssen.

Wenn meine Kirche Wandel erleben soll, dann fängt dieser Wandel zuerst bei mir als Leiter dieser Kirche an. Wandel kann bedeuten, dass meine Rolle sich ändert. Manche Aufgaben und Dinge, selbst solche, die ich gerne gemacht habe, muss ich loslassen. Und vielleicht kommt auch die Zeit, in der Wandel nur dann möglich ist, wenn du als Leiter erkennst, dass deine Zeit zu gehen gekommen ist. Wandel hat vor allem mit Personal zu tun. Die 40 Jahre alte Pfingstgemeinde erlebte Erneuerung, weil ein neuer Leiter kam. Und manchmal ist Erneuerung nur möglich, wenn die Leitung sich personell verändert.

Wenn Wandel geschieht, dann ändern sich die Spielregeln. Die Aufgabenbeschreibung, mit der wir eingestiegen sind, ändert sich – aber ich bleibe wer ich bin. Seht ihr, nur weil ein Stürmer ausfällt heißt es nicht, dass ein richtig guter Torwart jetzt einfach ein richtig guter Stürmer sein kann.

Wandel hängt immer auch mit Finanzen und Finanzierung zusammen. Wandel kann sogar deine Versorgung in Frage stellen. Was macht der bisherige Leiter, wenn ein neuer Leiter kommt? Wie wird er in Zukunft versorgt? Ich denke eines der stärksten Hindernisse Wandel anzugehen ist die Frage nach der Versorgung. Wenn wir zum Beispiel merken, dass ein Gemeindegründer die Rolle des Pastors nicht füllen kann, dann brauchen wir einen pastoralen Leiter. Das heißt, wir müssen eine Gewichtung vornehmen. Wir können nicht jeden gleich bezahlen. Wir müssen eine Entscheidung treffen, wer Geld bekommt und wer nicht. Das heißt, es besteht latent die Gefahr notwendige Veränderungen nicht anzugehen, weil es sich auf unsere Versorgung auswirken könnte.

Wer ich im Wandel bin ist wichtiger als was ich im Wandel tue. Kirche im Wandel fordert dem persönlichen Charakter des Leiters einiges ab. Seine Demut wird viel beansprucht. Ich erinnere mich sehr gerne an eine Begebenheit als ich dabei war, als junger Pastor die Gemeinde zu erneuern. Ich erlebte ziemlich heftigen Widerstand. Einer der Schmerzpunkte war, dass ich neue Lieder einführte. Aber meine Schwiegermutter hatte eine starke Haltung. Ich weiß noch wie wir in ihrem Hof standen. Sie sagte zu mir: „James, wir haben die alten Lieder die letzten 40 Jahre gesungen. Wenn es gut ist für die Jungen, dass wir die neuen Lieder singen, dann singen wir die Neuen“. Das sagte eine über 60 Jahre alte Frau, die jahrelang gerne die anderen Lieder gesungen hatte. Aber sie hatte die Demut Veränderung anzunehmen, damit andere einen Zugang zu Jesus bekommen.

Ich bin bei dieser Bibelstelle in letzter Zeit hängen geblieben:

Und während David inmitten seiner Brüder stand, nahm Samuel das Öl, das er mitgebracht hatte, und goss es über Davids Kopf aus.

Die Bibel; 1.Samuel 16, 13

Damit Wandel möglich ist braucht es eine bestimmte Salbung/Befähigung von Gott. Nicht immer habe ich als Leiter diese Befähigung. Und es erfordert Demut, die Befähigung im Leben eines anderen zu erkennen und sich dieser Befähigung zuzuordnen.

Die Last von Wandel lastet vor allem auf den Schultern des Leiters. Der Leiter ist vielleicht der einzige, der sich nicht einfach aus dem Staub machen kann. Andere können sagen: „Da mach ich nicht mehr mit. Ich gehe in eine andere Gemeinde“. Er muss bleiben. Er muss klarkommen. Bei ihm laden die Leute ihren Frust ab. Er trägt die letzte Verantwortung für den Erfolg dieses Wandels. Dieser Druck lässt sich nach Feierabend nicht einfach abschütteln. Wir sind nicht mehr zugänglich für den Ehepartner und die Familie und wir werden empfänglich für ungute Seelentröster. Deshalb müssen Leiter lernen den lebenswichtigen Wandel gesund zu leiten.

… Fortsetzung folgt


Beitragsphoto by Chris Lawton on Unsplash

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