Gottes wollen in dir entdecken

Nach 23 Jahren, 6 Monate, 2 Wochen und 4 Tage ging meine Zeit als Pastor in einem kleinen Ort in Süddeutschland zu Ende. Circa eineinhalb Jahre zuvor spürte ich, dass ich eine neue Herausforderung brauche und nahm mir Zeit für eine stille Woche um zu beten und auf Gott zu hören. Ich empfand, dass Gott auf meine Frage, „Herr, was hast du mit mir vor?“, mit einer Gegenfrage antwortete, nämlich: „was für eine Aufgabe suchst du?“ Also schrieb ich in mein Tagebuch eine Beschreibung der Aufgabe, die ich für mich suchte. Von so einer Stelle hatte ich nie in unserem Kirchenverband gehört. Ich kannte auch niemanden, der nach so jemand suchte. Heute erfülle ich fast wortwörtlich das, was ich damals aufgeschrieben habe.

Mir ist mal in der Bibel aufgefallen, dass Gott in uns das Wollen und das Vollbringen bewirkt (Phil. 2,13). Wollen hat hier die Bedeutung von Antrieb. Gott ermöglicht also nicht nur das Vollbringen, sondern gibt uns überhaupt den Antrieb, das Wollen für etwas. Gott legt sein Wollen in dein Herz. Höre auf das, was Gott in dir an Antrieb gelegt hat.

Jemand hat zu mir gesagt, „James, build around your passion points“. Gottes Wollen in mir, ist das, was Leidenschaft in mir auslöst.

Dein „Gottes Moment“, der Leidenschaft in dir auslöst

Ein paar Wochen später war ich zusammen mit einem guten Freund und Kollegen im Auto unterwegs zu einem Treffen vom Gemeindegründungswerk unserer Gemeindebewegung. Einige Freunde und Kollegen bat ich mich zu informieren, wenn sie von einer Stelle wussten, die evtl. für mich interessant wäre. Während wir also auf der Fahrt nach Leipzig waren, sagte mir mein Freund, dass ich vielleicht eine Gemeindegründung in Eisenach übernehmen könnte. Der dortige Regionalleiter, Pastor Manfred Obst, suchte jemanden dafür und er suchte auch jemand als seinen Nachfolger für die Leitung der Region. Ich fand jedoch heraus, dass er schon bereits an einer bestimmten Person dachte – und ich war nicht diese Person. Aber auf dieser Fahrt passiert etwas Interessantes. Während ich den Erzählungen meines Freundes zuhörte, spürte ich in mir das Gefühl von, „dass könnte etwas für dich sein James!“

Dann kamen wir in Leipzig an. Wir gingen in den Raum, in dem unser Treffen stattfinden sollte. Manfred Obst haben wir hier nicht erwartet, da er nicht Teil von diesem Team war. Aber als ich den Raum betrat, wer war schon im Raum? Manfred Obst. Ohne lang zu überlegen, ohne zu beten und zu fasten sagte ich: „Manfred, ich höre, du suchst nach Menschen für Thüringen.“ Er sagte, „gute Leute können wir immer gebrauchen.“ Ich fragte: „Bist du auch mit mir zufrieden?“. Das war für mich mein Gottes Moment. Rückblickend empfinde ich, dass die Sache dort bestimmt wurde. Natürlich habe ich darüber gebetet und mit anderen Personen die Sache reflektiert. Aber von diesem „Gottes Moment“ an, war die Richtung für mein zukünftiges Leben festgelegt.

Am nächsten Tag trafen wir uns mit Kirchengründern aus ganz Ostdeutschland. Ein anderer Freund und Kollege präsentierte einige Statistiken. Unter anderem erwähnte er die größte Stadt in Thüringen ohne evangelische Freikirche – Arnstadt. Elf Monate später war ich dabei unsere neue Wohnung in Arnstadt zu tapezieren und mich auf das wahrscheinlich größte Abenteuer meines Lebens und Dienstes einzulassen.

Kurz nach dem Treffen in Leipzig telefonierte ich mit einem anderen Freund (Freunde zu haben ist ne coole Sache). Ich fragte ihn, was er so über die Sache mit Thüringen und mir und Gemeindegründung dachte. Er sagte, dass er es nicht genau sagen könnte. Aber, was er sagen konnte war, „James, ich habe dich schon lange nicht mehr so leidenschaftlich gesehen!“

Die eine Millionen-Euro-Frage oder wie prüfe ich Gottes Ruf für mein Leben

Ziemlich am Beginn der Veränderung in meiner neuen Aufgabe gönnte ich mir ein paar ganz wichtige Stunden mit einem alten Bekannten, der ein genialer Supervisor ist. Während einer Session sagte ich zu ihm, „selbst, wenn ich eine Million Euro hätte, ich wüsste nicht, was ich damit machen würde.“ (Sinnvolles. Ich hätte wahrscheinlich schon viel Nutz- und Sinnloses damit machen können) Mein Supervisor sagte, dass wäre gut, denn es bedeutete, das Geld nicht das Entscheidende war. Kurze Zeit später, inzwischen hatte ich mein Gottes Moment gehabt und war auf dem Weg in den Osten, war ich im Gespräch mit einem Pastor und erzählte ihm, dass ich vor kurzer Zeit nicht wusste, was ich mit einer Million Euro machen würde. Spontan fragte er mich „und wie sieht es jetzt aus, was würdest du jetzt mit einer Million Euro machen?“ Meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen – ich würde genau das tun, was ich jetzt tue, ich würde neue Kirchen in Ostdeutschland gründen.

Wenn du eine Million Euro hättest, würdest du das tun, was du jetzt tust oder würdest du etwas anderes tun? Wenn du etwas anders tun würdest, warum tust du es jetzt nicht? Geld ist nie wirklich das Problem! Wenn du genau das tun würdest, was du jetzt tust, ist das ein Hinweis, dass du dabei bist den Ruf Gottes zu folgen – mit oder ohne der Million Euro 🙂

Resilienz – Gottes Ruf macht uns widerstandsfähig

Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Wir durften durch Gottes Gnade einigen neuen Kirchen helfen zu starten. Diese Jahre waren keine leichten Jahre. Wenn ich meine Tagebuch-Einträge lese, steht da viel über Angst, Selbstzweifel, Furcht, Panik. Gleichzeitig sage ich oft, habe ich mich noch nie so lebendig gefühlt. In all den Herausforderungen und schlaflosen Nächte spüre ich nirgendwo in mir den Wunsch, wo anders zu sein. Das Wissen, ich bin in dem was Meins ist, von Gott her, gibt mir die Kraft durchzuhalten. Die Leidenschaft für das, was ich tue, gibt mir die Kraft weiterzumachen. 

Zu spüren, ich bin da, wo Gott mich haben will, ist nicht nur ein „nice-to-have“ im Leben eines Kirchengründers. Es ist überlebensnotwendig! Der Ruf Gottes in deinem Leben ist Voraussetzung, um erfolgreich deine neue Kirche zu gründen.

So habe ich es erlebt und genauso erlebe ich es mit den Kirchengründern, die ich als Starthelfer unterstützen durfte.

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