Ich liebe die Zeile aus dem Gedicht von Julia Engelmann:
„Also los, schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen.“
Meine Frau und ich dürfen seit fünf Jahren Teil einer Geschichte sein, die wir später gerne erzählen werden (und heute schon mal damit beginnen). Eine Geschichte, die wir für immer und ewig mit vielen anderen teilen werden. Eine Geschichte, die Gott angefangen hat zu schreiben und in der wir einsteigen durften. Eine Geschichte, in der noch hoffentlich viele andere mit einsteigen werden. Ich nenne es: Die Geschichte von #ostdeutschlandglaubt.
Wo die Geschichte ihren Anfang nahm
Mein Teil dieser Geschichte wurde vor vielen Jahrzehnten vorbereitet. Mein Vater wurde in Ummerstadt, der zweitkleinsten Stadt Deutschlands, in Thüringen/Ostdeutschland, geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg, bevor die Mauer gebaut wurde, verließ er mit meiner Oma Thüringen, um in der Nähe meines Opas Max, der in Kornwestheim bei Stuttgart im Internierungslager war, zu sein.
Im Alter von 10 oder 11 Jahren hörte mein Vater mit meinem Großvater Max auf dem Stuttgarter Schlossplatz durch Karl Fix die gute Nachricht von der erlösenden Liebe Gottes und entschied sich mit und für Jesus zu leben. 1965 verließ er mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester Europa, um in Ostafrika als Missionar tätig zu sein. Dort begann meine Geschichte. 1967 wurde ich in Uganda geboren und wuchs als Sohn von missionarischen Gemeindegründern in Uganda und Kenia auf.
Ein göttlicher Moment
Wir machen einen Sprung über drei Jahrzehnte hinweg und landen im Jahr 2013. In diesem Jahr kehrte ich zurück in die Heimat meines Vaters, um neue Kirchen zu starten und die gute Nachricht von Gottes erlösender Liebe dort, wo sie noch nicht oder nicht mehr bekannt ist, zu kommunizieren, damit Menschen mit Gott neu starten können. Für mich erfüllte sich damit eine Wahrheit aus der Bibel:
Wirf dein Brot hin aufs Wasser! Denn nach einiger Zeit wird es wieder zu dir zurückkommen. (Die Bibel, Prediger 11,1 NLB)
Es fing damit an, dass ich mehr als zwei Jahrzehnte Pastor in einem kleinen Ort in Süddeutschland war. 2012 spürte ich, dass es Zeit für eine neue Herausforderung wurde. In einer „Stillen Woche“ notierte ich mir, was für eine Herausforderung ich suchte. In mein Tagebuch schrieb ich:
Ich suche eine Herausforderung, die auf Mission in Deutschland ausgerichtet ist, meine strategische Art fordert und einer ganzen Region gilt, nicht nur einer Stadt.
Ich glaubte nicht, dass es überhaupt so eine Stelle gab – bis zum 12. Mai 2012 ! An diesem Tag war ich auf dem Weg nach Leipzig zu einem Treffen für Gemeindegründung. Auf dem Weg dorthin erzählte mir ein Kollege, dass Pastor Manfred Obst einen Gemeindegründer und Leiter für Thüringen für unseren Gemeindeverband suchte. Obwohl ich sicher nicht der Gesuchte war, spürte ich, als ich von dieser Aufgabe hörte, ein Kribbeln in mir aufsteigen.
Eigentlich sollte Pastor Obst gar nicht bei dem Treffen in Leipzig dabei sein. Doch als ich den Raum betrat, wer war da? Manfred Obst! Ich sagte zu ihm: „Ich höre, du suchst Leute für Thüringen.“ Er erwiderte: „Gute Leute können wir immer gebrauchen.” Ich fragte zurück, ob er auch mit mir zufrieden wäre. Das war für mich ein göttlicher Moment. Seit diesem Tag ist mein Leben darauf ausgerichtet eine Bewegung von neuen Kirchen anzustoßen, in einem Milieu, das der Erfurter Theologieprofessor Eberhard Tiefensee als „hochresistent für Missionsbewegungen aller Art“, beschreibt.
Die Heldin meiner Geschichte
Nun ging es darum, meine Frau für dieses Abenteuer zu gewinnen. Sie ist in dem Ort, in dem ich dreiundzwanzigeineinhalb Jahrelang Pastor war, geboren und aufgewachsen. Hier sind unsere beiden Kinder zur Welt gekommen, haben den Kindergarten und Grundschule besucht. Meine Frau hat hier gearbeitet. Hier hatte sie ihre Freunde und ihre Gemeinde. Sie war an diesem Ort glücklich. Dann kam ich. Ich lud sie in der Mittagspause zum Italiener ein. Ich sagte ihr, dass meine Zeit als Pastor in ihrem Heimatort zu Ende und wahrscheinlich in Thüringen weitergeht. Die Tränen liefen über ihre Wangen und ohne zu zögern sagte sie: „Ich bin dabei.“ Sofort war sie bereit unser Haus zu verkaufen, unsere sicheren Jobs aufzugeben und in eine völlig unsichere Zukunft einzusteigen. Sie ist die Heldin meiner Geschichte.
Von Null auf fünf in fünf
Als ich dann 2013 in Ostdeutschland in der Stadt Arnstadt ankam, war ich ganz allein. Weil meine Frau keine Arbeit hier fand, musste sie noch zwei Jahrelang pendeln und war nur an den Wochenenden da. Ich kannte niemanden in dieser Stadt. Ich hatte weder eine Kleingruppe noch eine Gemeinde. Ich startete von null.
In den letzten fünf Jahren hat Gott es jedoch ermöglicht, dass aus einem Ehepaar inzwischen das kleine Netzwerk KirchenThür mit fünf Gemeindegründungen entstanden ist. Durch sie wird die gute Nachricht dort kommuniziert, wo es noch nicht oder nicht mehr bekannt ist, damit Menschen mit Gott neu starten können, sodass Ostdeutschland heute mehr glaubt, als gestern, und morgen mehr glaubt als heute.
Ermutigt durch diese Entwicklung machen wir weiter. In den nächsten fünf Jahren bis 2023 werden wir durch KirchenThür junge pastorale Führungskräfte fit machen, um weitere zehn neue Kirchen zu starten, denn die Geschichte von #ostdeutschlandglaubt geht noch weiter.
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