Ich höre immer wieder, es sei einfacher eine neue Gemeinde zu gründen als eine bestehende zu erneuern. Wie erneuere ich jedoch eine alte Gemeindegründung? Mit dieser Herausforderung bin ich in meiner Arbeit in Thüringen konfrontiert.
Im Jahre 1998 wurde in Mühlhausen eine Gemeinde, die, meines Wissens, in den besten Zeiten 30 Gottesdienstbesucher zählte, gegründet. Als ich die Verantwortung für sie übernahm, war sie gerade durch eine schwere Zeit gegangen. Momentan kommen zwischen 10 bis 13 Personen regelmäßig zum Gottesdienst.
Wie erneuere ich nun diese alte Gemeindegründung? Hier sind ein paar Dinge, die ich dafür tue:
- Betreuung ist keine Option
- Neu prägen
- Hoffnung wecken
- Die Herausforderung nicht unterschätzen
Betreuung ist keine Option
Betreuung ist für mich keine Option! Ich habe der übriggebliebenen Gruppe gesagt, dass ich sie nicht einfach betreuen werde. Wenn es nur darum geht, dass sie eine Predigt am Sonntag bekommen, müssen wir eine andere Lösung finden. Zum Beispiel könnten sie als Hauskreis sich einer Gemeinde in der Nähe anschließen. Das wäre die effektivste Form der Betreuung.
Ich habe mich jedoch auf das Projekt eingelassen, weil Mühlhausen eine Kreisstadt ist und wir dort eine relevante und zeitgemäße Gemeinde brauchen. Unter der Prämisse, dass wir uns aufmachen, genau so eine Kirche für Mühlhausen zu werden, setze ich mich ein. Betreuung ist keine Option für mich!
Neu prägen!
Erneuerung äußert sich zuerst in Äußerlichkeiten und Formen. Wir arbeiten gerade an konkreten Schritten, um den Gottesdienst so attraktiv wie möglich zu machen. Dabei denken wir über die Atmosphäre im Gottesdienst nach. Wir sprechen über den Lobpreis, eine relevante Predigt und was wir tun können, damit Menschen Gott im Gottesdienst erleben.
Eine gründliche Erneuerung geht aber viel tiefer. Es geht um tiefe Grundüberzeugungen, die sich im Laufe der Jahre geformt haben – gute und nicht so gute Überzeugungen. Diese beeinflussen alles, was ich tue. Um diese Grundüberzeugungen zu ändern, ist das was ich tue, fast wichtiger, als das was ich sage.
Zum Beispiel: Anstatt vier Gottesdienste im Monat, haben wir nur zwei. Dafür habe ich zwei Mal im Monat einen Gemeindeabend angesetzt. An einem dieser Abende fragte ich einfach, ob jemand von seinem Ergehen erzählen möchte. Niemand meldete sich. Also machte ich den Anfang. Ich erzählte von einem Schmerzpunkt in meinem Leben und bat um Gebet. Dann erzählte ein anderer von sich. Und ein weiterer fasste Mut, aus seinem Leben zu berichten.
Am Ende des Abends hatten wir noch eine Gebetsrunde, in der eine Frau Gott dafür dankte, dass wir einfach so offen und ehrlich miteinander reden konnten. Sie hatte eine neue Prägung erlebt – den Wert von der Wertschätzung des Einzelnen! Das ist Erneuerung!
Hoffnung wecken
Menschen, die erlebt haben, wie ihre Kirche kaputt ging, haben Schmerzen und Enttäuschungen erlebt; Vertrauen ist zerstört. Sie brauchen enorm viel Hoffnung! Auf meine Frage, was sie Gutes erlebt haben, seit wir gemeinsam unterwegs sind, meinte einer: „Gott hat uns nicht vergessen“. Ich war tief berührt. Weil sich einer in diese alte Gemeindegründung investierte, spürte er neue Hoffnung. Gott hatte sie nicht vergessen. Wenn wir in den Menschen neue Hoffnung wecken können, haben wir schon viel erreicht.
Ach ja, gerade ist diese Gruppe dabei, neue Räumlichkeiten zu renovieren – ich kann sie gar nicht davon abhalten. Sie haben neue Hoffnung!
Die Herausforderung nicht unterschätzen
Bei all dem, was mich positiv berührt, sehe ich, dass wir vor einer sehr großen Herausforderung stehen. Es werden noch Änderungen kommen, die vielleicht nicht so leicht zu schlucken sind. Bevor wir wirklich Menschen erreichen, die mit Gott und Kirche nichts am Hut haben, mag noch ein weiter Weg sein. Es wäre nicht ratsam, die Herausforderung zu unterschätzen. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, wenn Gott nicht auftritt, können wir in Mühlhausen getrost abtreten.
Genau darauf müssen wir letzten Endes bauen, darauf, dass Gott auftritt; auftritt, in dem er Menschen der alten, aber nun neuen Gemeinde zuführt. Ich glaube, dass Gott das Nötige dazu tut, wenn wir mit klaren Prinzipien vorgehen, damit das Projekt auch gelingen kann. Wir müssen unser Bestes geben. Gott gibt so wie so immer sein Bestes – auch für eine alte Gemeindegründung, die erneuerungsbedürftig ist!
Frage: Was würdest du tun, um eine alte Gemeindegründung zu erneuern?
Lieber James,
erst mal: klasse, was du tust! Gerade der Osten braucht missionarische Speerspitzen. Wir arbeiten teilweise für künftige Generationen, und dürfen das nicht vergessen.
Nach jahrelangen Bemühungen mit „frontaler Evangelisation“ (Strasseneinsätzen u.ä.) sind wir auf den sozialen Ansatz umgestiegen. Wir bieten seit zwei Jahren kostenlose Hilfe für leseschwache Kinder (mit anschließender Spielzeit – es soll ihnen ja auch Spaß machen). Das ist so gut angekommen, dass wir eine Warteliste haben. Ein Kind aus dem Programm kommt inzwischen jeden Sonntag zum Gottesdienst (zu Fuß!), und bringt auch andere mit. Familien mit ihren Kindern waren schon mal im Gottesdienst, wenn auch noch nicht bekehrt. Wir führen seit zwei Jahren mit den Lesekindern ein Kinder-Theaterstück am Heiligabend durch, und unser Saal ist mit ca. 65 Menschen dann recht voll – meist die Familien von den Lesekindern, die das Evangelium überhaupt nicht kennen. Bis zu richtigen Bekehrungen dauert es noch, aber die Frucht zeigt sich langsam. Ich kann euch nur Mut machen, den Bedürftigen in Mühlhausen zu dienen, einfach so, aber regelmäßig und gezielt. Das wird Frucht bringen.
Gruß aus Wismar, Hugh
Wir möchten das Mansfelder Land beleben. Ich war im Christus Zentrum in Senden, beim Reinhard Wenk in der Gemeinde.
Lieber James,
ich denke auch, dass in der jetzigen Situation das GEBET das A und O ist.
Nachdem ich nun diesen Artikel gelesen und das Bild von den Geschwistern dazu gesehen habe, fällt es mir leichter für diese Gemeinde mitzubeten. Wir in unserem Gebetskreis beten ja auch für diese Gemeinde.
Die lieben Geschwister vor Ort sollten mutig im Gebet einstehen.
Ich denke, sie sollten sich mal eine Zeitlang sehr oft treffen für Gebet und Fasten.
Ermutige Du sie bitte dazu.
Dann bekommen sie eine neue Sicht und können nach vorne schauen.
Der HERR segne euch alle dort. Wir beten hier auch weiter.
Liebe Grüße
Rosa
Liebe Rosa,
danke! Das macht mir Mut uns in Mühlhausen noch stärker für das Gebet zu motivieren.
Liebe Grüße
James
Lieber James, wenn ich das hier lese bin ich sehr ermutigt. Wir haben ja Mühlhausen in einer schwierigen Zeit verlassen und freuen uns jetzt über diesen Neubeginn. Oft beten wir für Mühlhausen und die Gemeinde. Und was du jetzt schreibst. glaube ich, ist die Gebetserhörung. Eine große Last ist von mir abgefallen, allerdings werde ich nicht aufhören zu beten, deswegen h offe ich dass ich diesen Neubeginn aktiv mitverfolgen kann. LG Daniel
Lieber Daniel,
vielen Dank für deinen Einsatz in Mühlhausen. Danke für deine Gebete.
Liebe Grüße
James