Gründe für Gemeindegründung Teil III
Letzte Woche war ich auf dem Symposium für Gemeindegründung in Deutschland – Trendwende 2013.
Dort hielt Craig Ott PhD, Professor für Mission und interkulturelle Studien an der Trinity Evangelical Divinity School (Deerfield / Chicago, USA) untern anderen einen Vortrag. Darin machte er folgende Aussage:
„Es gibt nichts Praktischeres als gute Theologie! Wir brauchen ein theologisches Fundament, das die Begründung, die Motivation, die Triebkraft und die Ausrichtung von Gemeindegründung bestimmt.“
Der Vortrag war genial. Er wird hoffentlich bald auf unserer Trendwende Homepage zum Download bereit stehen. Hört ihn euch an!
Zum Abschluss meiner kleinen Reihe „Gründe für Gemeindegründung“ gebe ich euch ein paar Gedanken von mir zu dieser Aussage weiter:
Gute Theologie setzt uns in Bewegung: Gott liebt Menschen. Sein sehnlichster Wunsch ist die Versöhnung mit uns. Diese Versöhnung mündet in den Genuss einer ewigen Freundschaft mit Gott und Mitmenschen. Deshalb verlässt Gott seinen Himmel und kommt uns Menschen entgegen. So verstand sich Jesus als der Gesandte des Vaters, auf diese Erde gesandt um uns Gottes Freundschaftsanfrage zu bringen.
Diese Sendung übertrug Jesus seinen Leute, unsere Ortsgemeinden. Gemeindegründung ist letzten Endes ein konzentrierter Ausdruck dieser Sendung. Diese Sendung entstand nicht in der Gemeinde. Sie wurde der Gemeinde durch Jesus Christus selbst anvertraut. Er, der Sohn Gottes, lebte in diese Sendung zuerst und dann gab er sie an seiner Gemeinde weiter:
Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich jetzt euch. (Die Bibel, Johannes 20,21, NGÜ)
Das heißt weiter zu gehen, nicht nur Kirche an einem Ort zu bleiben, liegt vor allem im Wesen Gottes begründet und nicht zuerst in der Gemeinde. Craig Ott zitierte der Missiologe David Bosch:
„Mission hat ihren Ursprung im Herzen Gottes. Gott ist die Quelle sendender Liebe. Das ist der tiefste Grund der Mission: Es gibt Mission, weil Gott Menschen liebt.“
Gute Theologie fokussiert uns auf die wirklich wichtigen Fragen: Wer sich etwas mit Jesus beschäftigt wird sehr schnell feststellen, dass er eine starke Tendenz zu den Noch-Nicht-Christen hatte. Immer wieder beschreibt er den Grund für sein Dasein:
Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu den Jüngern: „Wie kann euer Meister nur zusammen mit Zolleinnehmern und Sündern essen?“ Jesus hörte das und erwiderte: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ (Die Bibel, Matthäus 9,11-12, NGÜ)
Viel zu viele Christen denken ihre Kirchengemeinde wäre vor allem für sie da. Wenn ein Noch-Nicht-Christ sich in den Gottesdienst verirrt, dann ist es zwar Okay aber nicht zentral. Jesus zumindest hatte eine andere Vorstellung von Kirche. Kirche ist für die da, die eigentlich nicht zur Kirche gehören!
In unserem Land besuchen fünf Millionen Menschen regelmäßig einen christlichen Gottesdienst. 77 Millionen Menschen dagegen tun es nicht. Gemeindegründung fordert uns heraus eine Antwort zu finden, wie wir Kirche für die 77 Millionen sein können! Für die fünf Millionen haben wir ja bereits eine Lösung.
Gute Theologie brauchen nicht nur Gemeindegründer! Ich bin der Meinung, dass es richtiger ist neue Kirchengemeinden zu pflanzen als keine neuen Kirchen zu starten. Ich wurde zur Beratung einer Gemeindeleitung eingeladen. Es ging darum ob Gemeindegründung nur eine Option ist oder wirklich einen Auftrag Gottes für jede Gemeinde. Ich fragte dann nach der Begründung für ihre Jugendarbeit. Als Antwort kamen praktische Gründe: „Die Jugend ist da. Wir müssen was für sie tun.“ An einer guten Theologie für praktische Jugendarbeit hatte wohl keiner gedacht. Aber für Gemeindegründung musste eine gute theologische Begründung her.
Ich finde es interessant, wie oft nach einem biblischen Grund für Gemeindegründung gefragt wird (und das ist auch sehr gut so). Dagegen fragt selten einer danach ob es biblisch in Ordnung wäre keine neuen Gemeinden zu gründen. Mich würde interessieren ob die vielen Gemeinden und Kirchen, sowie deren Leitungen, die keine Gemeinden gründen, ob sie auch so eine gute Theologie für ihre Praxis haben!
In wie weit erlebst du eine Diskrepanz zwischen deiner guten Theologie und deine Lebenspraxis?